Welche Rolle Emotionen in unserem Umgang mit dem Klimawandel spielen
Die Klimakrise ist nicht mehr zu leugnen. Monat für Monat, Jahr für Jahr wird es heißer, Wetterextreme wie Dürre oder Hochwasser nehmen zu, das ewige Eis schwindet, und die Meeresspiegel steigen. Doch warum gelingt es uns nicht, diese Entwicklungen aufzuhalten? Warum steuern wir nicht aktiv dagegen, und warum wenden sich immer mehr Menschen wieder ab und finden andere Themenstellungen aktuell wichtiger?
Unsere Gefühle spielen eine zentrale Rolle dabei, wie wir die Klimakrise wahrnehmen und darauf reagieren. Emotionen wie Angst, Wut und Hoffnung beeinflussen unsere Handlungsbereitschaft und können sowohl mobilisierend als auch lähmend wirken. Emotionen sind mächtige Treiber unseres Verhaltens. Sie beeinflussen, wie wir Informationen verarbeiten, Entscheidungen treffen und letztlich handeln. In der Klimakrise können sie uns entweder dazu bringen, aktiv zu werden und Lösungen zu suchen, oder sie können uns in eine Passivität drängen, die durch Überforderung und Resignation geprägt ist.
Obwohl das Wissen über die Klimakrise weit verbreitet ist, hindern uns oft psychische Schutzmechanismen daran, konsequent zu handeln. Verleugnung, Wunschdenken und Abgrenzung sind einige der Strategien, die unser Gehirn nutzt, um sich vor der überwältigenden Realität zu schützen. Diese Mechanismen führen dazu, dass viele Menschen die Dringlichkeit der Klimakrise nicht voll erfassen und daher nicht entsprechend handeln.
Beispiele für Verleugnung reichen von „so schlimm wird es schon nicht werden“ oder „das Klima hat sich immer schon gewandelt“ bis hin zu „wir sind eh zu viele Menschen auf dem Planeten“. Diese Abwehrmechanismen dienen dazu, die kognitive Dissonanz zu reduzieren, die entsteht, wenn unser Wissen um die Klimakrise mit unserem Lebensstil und unseren täglichen Entscheidungen kollidiert.
„Mich betrifft das ja nicht“ oder „was soll so schlimm daran sein, dass es im Sommer ein paar Grad wärmer ist“ oder „das ist nur eine Verschwörung der Welteliten, um uns gefügig zu machen.“ Diese Einstellung zeigt eine emotionale Distanzierung, die es Menschen ermöglicht, die Bedrohung durch den Klimawandel zu minimieren und so den emotionalen Stress zu verringern.
„Wir werden schon eine passende Technologie finden, um die Probleme zu lösen“ oder „es ist ja heute schon möglich, klimaneutral zu fliegen.“ Solche Gedanken können eine falsche Sicherheit vermitteln und verhindern, dass wir die notwendigen und oft unangenehmen Veränderungen in unserem Lebensstil und unseren politischen Strukturen vornehmen.
All diese Ausreden und Ausflüchte sind normale Reaktionen unseres Gehirns auf eine Krise, die so groß ist, dass sie für uns individuell kaum zu fassen und noch weniger zu bewältigen ist. Diese Reaktionen sind Schutzmechanismen, die kurzfristig hilfreich sein können, aber langfristig die notwendige Transformation behindern.
Angst vor den katastrophalen Folgen der Klimakrise kann paralysierend wirken, während Hoffnung auf positive Veränderungen motivierend sein kann. Manche Menschen entwickeln sogar eine richtige Klimaangst oder Depression. Alle diese Emotionen sind wichtig und richtig. Klimaangst kann uns auf die Dringlichkeit hinweisen, während Hoffnung uns dazu anspornen kann, aktiv zu werden und nach Lösungen zu suchen. Wir sollten diese Gefühle annehmen und ins Handeln kommen.
Während Angst oft als negativ angesehen wird, kann sie auch ein starker Motivator sein. Sie kann uns dazu bringen, dringende Maßnahmen zu ergreifen und uns zu schützen. Jedoch muss diese Angst in konstruktive Bahnen gelenkt werden, um nicht in Panik oder Resignation zu enden.
Hoffnung kann uns die Energie und den Mut geben, die notwendigen Schritte zu unternehmen. Sie ist der Motor, der uns antreibt, Visionen zu entwickeln und an Lösungen zu arbeiten. Hoffnung kann jedoch auch trügerisch sein, wenn sie zu unrealistische Erwartungen weckt und uns in falscher Sicherheit wiegt.
Psycholog*innen sagen, dass wir mit unseren Klimagefühlen so ähnlich umgehen sollten wie mit unseren Gefühlen, wenn wir eine geliebte Person verloren haben oder eine Trennung durchmachen. Nichts hilft bei der Bewältigung von so starken Gefühlen besser, als mit anderen Menschen in Kontakt zu gehen und darüber zu sprechen.
Organisationen bieten eine strukturierte Umgebung, in der Gefühle wie Angst, Wut, Verleugnung und Hoffnung thematisiert und verarbeitet werden können. Offene Kommunikation und gemeinschaftliches Engagement können helfen, die emotionale Last zu teilen und gleichzeitig kollektive Maßnahmen zu fördern. In Teams und Gruppen kann eine Verarbeitung stattfinden, um nachhaltiges Handeln zu unterstützen. Hier kommen die Climate Hours von Glacier ins Spiel, bei denen Mitarbeitende eine vorgegebene Zeit und den notwendigen Raum erhalten, um sich über Klimathemen auszutauschen und gemeinsame Lösungsansätze zu entwickeln.
Organisationen haben das Potenzial, bedeutende Veränderungen herbeizuführen. Sie können als Vorbilder für nachhaltiges Handeln fungieren und Strukturen schaffen, die es Individuen erleichtern, ihre emotionalen Reaktionen in positive Handlungen umzuwandeln. Durch regenerative Wirtschaftspraktiken und empathische Führung können Organisationen einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten. Die Climate Academy von Glacier bietet umfassende Schulungen und Workshops, die Mitarbeitenden das nötige Wissen und die Fähigkeiten vermitteln, um aktiv und emotional kompetent auf die Herausforderungen der Klimakrise zu reagieren.
Durch diese Programme lernen die Teilnehmenden nicht nur die wissenschaftlichen Grundlagen der Klimakrise kennen, sondern entwickeln auch emotionale Resilienz und die Fähigkeit, in Krisenzeiten handlungsfähig zu bleiben. Dies kann langfristig zu einer Kultur des nachhaltigen Handelns und Denkens innerhalb der Organisation führen.