Klimaaktiv im Unternehmen
Um unternehmerischen Klimaschutz erfolgreich zu implementieren braucht es sowohl das nötige Bewusstsein, als auch das Wissen darüber, wo CO2-Emissionen entstehen und wie sie reduziert werden können. Neben der Weiterbildung der Mitarbeiter*innen gibt es noch weitere Maßnahmen, die jedes Unternehmen setzen kann, um eine klimafreundliche Wirtschaft mitzugestalten. Welche das sind, erzählen wir euch hier. Aber zuerst zu den Grundlagen, warum jetzt die Zeit ist, Klimaschutz in jedem Unternehmen umzusetzen.
Um dem Pariser Klimaabkommen gerecht zu werden und die 1,5°C Marke nicht zu überschreiten müssen auch, oder vor allem Unternehmen fundierte Klimaziele und Klimaschutz-Maßnahmen setzen und eine Netto-Null Unternehmensführung anstreben. Eine Studie von SouthPole aus dem Jahr 2021 hat ergeben, dass 45% der weltweit befragten Unternehmen bereits Netto-Null Ziele haben.
Begrifftserklärung: Was bedeutet "Netto-Null"?
„Nullemissionen“ beschreiben das komplette Ausbleiben von Treibhausgas-Emissionen.
Bei „Netto-Null-Emissionen“, auch „Netto-Null-CO2-Emissionen“ und „Kohlenstoffneutralität“ genannt, handelt es sich um den Ausgleich von anfallenden Treibhausgasemissionen durch die Entfernung von Treibhausgasen mit gleich großem Klimaeinfluss.
Eine im September 2022 veröffentlichte Studie des Beratungsunternehmens Oliver Wyman in Kooperation mit CDP zeigt nun allerdings, dass nur 5% der Unternehmen nachweisen können, Klimaschutz-Maßnahmen gesetzt zu haben oder planen Maßnahmen zu setzen, um das 1,5°C Ziel zu erreichen.
Vor allem Unternehmen in den G7 Staaten spielen mit ihrer Maßnahmensetzung eine große Rolle dabei, wie sich das Weltklima verändert. Dabei handelt es sich um die Vereinigung der (zum Zeitpunkt der Gründung) sieben wichtigsten Industrienationen der Welt: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA. Die aktuellen Erhebungen zeigen, dass die veröffentlichten Klimaziele und Ambitionen der Unternehmen im G7 Raum momentan auf eine Erderwärmung von 2,7°C zusteuern. Klammert man die Emissionen in Scope-3 aus, sind es noch immer 2,4°C.
Konkrete Beispiele in den Kategorien:
Scope-1: Verbrauch von Brennstoffen im Betrieb und im Transport
Scope-2: Nutzung von Strom, bspw. zum Heizen und Kühlen, für elektronische Endgeräte
Scope-3: bspw. Abwasser in Kläranlagen, Abfallwirtschaft, Geschäftsreisen, Mobilität von Mitarbeiter*innen, Anlieferung und Versand
Die 1,5°C Marke des Pariser Klimaabkommens erreicht keines der sieben Länder. Während Deutschland einem Ziel von 2,2°C entgegensteuert, sind es bei Kanada sogar 3,1°C.
Die weltweit anfallenden Emissionen lassen sich grob auf vier Sektoren aufteilen: Energie, Landnutzung, Industrie und Abfallwirtschaft.
prozentuell anfallende Emissionen nach Sektoren (Quelle: Our World in Data)
Auf den Energiesektor fallen beispielsweise:
Auch Energieverbrauch in der Agrarwirtschaft wird in diesem Sektor festgehalten. So kann grundlegend gesagt werden, dass jedes Unternehmen Emissionen durch Energienutzung verursacht, aber gleichzeitig auch jedes Unternehmen das Potenzial hat, in diesem Sektor Einsparungsmaßnahmen zu treffen.
So ist es auch im Bereich Abfallwirtschaft. Hierzu zählt sowohl Abwasser, als auch generell anfallender Müll, der auf Mülldeponien landet.
Nun zu konkreten Maßnahmen, die in jedem Unternehmen umgesetzt werden können:
Sich dem Emissionsverbrauch und den Emissionsquellen des eigenen Unternehmens bewusst zu sein ist der erste Schritt, um erfolgreich Maßnahmen zu setzen. Hier können sogenannte CO2-Rechner zum Einsatz kommen. Auch ein freiwilliger Nachhaltigkeitsbericht, oder der ohnehin in vielen Bereichen bereits verpflichtende ESG-Report bieten Chancen für Unternehmen, gezielte Emissionsreduktion umzusetzen.
Mehr Informationen zur Berechnung des CO2-Fußabdruck eines Unternehmens findest du hier.
Technische Geräte im Standby-Modus verbrauchen auch Strom. Steckdosenleisten mit Kippschalter können hier zu einem geringeren Stromverbrauch führen. Auch die Wärmeregulierung bietet Einsparungspotenzial. Heizungen und Klimaanlagen verantwortungsbewusst zu nutzen und sie je nach Bedarf ein- und auch wieder auszuschalten ist hier der erste Schritt zu einem umweltbewussten Umgang mit Energie.
Bei der Wahl des Energieanbieters im Unternehmen (und auch privat) sollte der Fokus darauf liegen, den Anteil an Ökostrom (Wasserkraft, Windkraft, etc.) so groß wie möglich zu wählen. So werden größere Mengen an nachhaltigem Strom in den Strommix eingespeist, und der kollektive Verbrauch von Erdöl- und -gas zur Energiegewinnung gesenkt.
Weiters können Unternehmen freie Dachflächen nutzen, um einen Teil ihrer Energie mithilfe sogenannter Photovoltaik- Anlagen selbst zu generieren und die Sonne als Energielieferanten zu nutzen.
Der Arbeitsweg der Mitarbeiter*innen, als auch Dienstreisen spielen eine große Rolle bei der Reduktion von Emissionen, die durch das Unternehmen entstehen. Den Mitarbeiter*innen die Möglichkeit zu bieten, öffentlich anzureisen indem Tickets für den öffentlichen Verkehr vom Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, unterstütz das emissionsarme Pendeln. Weiters können Fahrgemeinschaften organisiert werden, sollte das Unternehmen kaum oder schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden.
Auch bei Dienstreisen ist der Zug oft die energie- und zeiteffizienteste Lösung. So ist der Emissionsverbrauch geringer, und die Zeit im Zug kann, anders als beim Autofahren, anderweitig genutzt werden.
Die Abfallentstehung kann bereits in der Produktionsplanung mitbedacht und so weit es geht vermieden werden.
Und auch im Büro-Alltag ist die Vermeidung von Müll einfach möglich. Einweg-Glas und -Plastik verursachen in der Herstellung und Verbrennung hohe Emissionen. Das Einführen von Mehrweg-Systemen ist hier zielführend. Mit wiederverwendbaren Glascontainern lassen sich Tonnen an anfallendem Plastikmüll einsparen, beispielsweise wenn zu Mittag Essen aus einem Restaurant geholt wird.
Wo dennoch Müll anfällt, braucht es Abfallsysteme für die sortenreine Sammlung von Abfallprodukten, um den Recycling-Prozess zu vereinfachen.
Was in welche Tonne gehört, ist von (Bundes-)Land zu (Bundes-)Land verschieden. Hier sind Recycling-Apps wie "RecycleMich" und "Digi-Cycle" hilfreich, um sicher die richtige Tonne zu treffen.
Bei der Anschaffung von neuem Eqipment wie Laptops, PCs oder Arbeitshandys müssen nicht unbedingt neue Ressourcen verbraucht werden. Viele Anbieter verkaufen sogenannte "refurbished" Geräte, gebrauchte Geräte die wieder auf den neuesten Stand gebracht wurden. Und auch wenn etwas kaputt geht, gilt es das Produkt wenn möglich reparieren zu lassen, anstatt es direkt durch ein neues zu ersetzen.
Scope-3 Emissionen in der Wertschöpfungskette zu vermeiden schafft ein Unternehmen, indem klare Regulierungen zur Einhaltungen von sozialen, strukturellen und ökologischen Standards gesetzt werden, anhand welcher Parnter in der vor- und nachgelagerten Lieferkette ausgewählt werden.
Oftmals fehlt im Unternehmen das Bewusstsein und/oder die Kompetenzen, um Klimaschutz-Maßnahmen erfolgreich umzusetzen oder eine nachhaltige Transformation im Unternehmen anzustoßen. Mitarbeiter*innen im Bereich Klimaschutz weiterzubilden bildet hier das Fundament für eine erfolgreiche Umstellung auf eine nachhaltige Arbeitsweise.
Die Glacier Climate Academy bietet Klimaschutz-Weiterbildungen von den Grundlagen bis zu branchenspezifischem Spezialwissen.
Um Dienstreisen zu vermeiden, können Meetings wenn möglich über Online-Meeting-Tools veranstaltet werden. Auch die Emissionen der An- und Abreise pendelnder Mitarbeiter*innen können durch die Option, im Homeoffice zu arbeiten, reduziert werden.
Vegetarische/vegane Tage in der Kantine, ein ausgebautes veganes/vegetarisches Angebot, oder beipsielweise die Regulierung nur vegetarisches Essen von der Unternehmenskassa zu zahlen, fördern die klimabewusste Ernährung im Unternehmen.
Weiters führt die Angabe der CO2-Emissionen von Lebensmitteln zu einer nachhaltigeren Ernährung, wie eine Studie aus Deutschland zeigt.
...in jedem Unternehmen können Maßnahmen gesetzt werden, um die Netto-Null-Transformation voranzutreiben und erfolgreich zu meistern. Jedes Unternehmen ist ein Klima-Unternehmen, und jeder Job ist ein Klima-Job. Maßnahmen für unternehmerischen Klimaschutz zu setzen ist ein Mehraufwand, mit großem Mehrwert.
Um das Klimaziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen braucht es effektive Maßnahmen, die im Unternehmen umgesetzt werden und zu einer klimafreundlichen Wirtschaft beitragen.